Samstag, 10. Januar 2009

Netzbekanntschaften

Zuerst ein Blick aus meinem Fenster auf die schöne Schneelandschaft
Winterlicher Ausblick


Obwohl ich es gar nicht anstrebe oder forciere, mache ich im Netz immer mal wieder hochinteressante Bekanntschaften.

Erst kürzlich in einem Literaturforum. Ich bin darauf gestoßen, weil ich im Meer der euphorischen Rezensionen, die Uwe Tellkamps Buch „Der Turm“. zuteil wurden nach einer kritischen Stimme gesucht habe. Und – siehe da – ich wurde fündig. Ich fand einen, der – wie ich – ziemlich energisch die Meinung vertrat, dass das Buch überschätzt wird und auch warum er das meint. Nicht immer ganz gelassen und sachlich, manchmal auch unter Beschimpfung des Autors selbst, den er wohl irgendwie kennt. Und – wie das so ist – sofort wandte sich die dort vor sich hin schaukelnde Schöngeisterbahn dem unangenehm auffallenden Störenfried zu. Das sei wohl mal wieder ein Troll, mutmaßten die gebildeten Literaturfreunde.

War aber keiner, nur ein etwas unbeherrschter Zeitgenosse, der sich nicht lange um die Regeln der Diplomatie kümmert. Ich hing mein posting mit dran und erlebte ein sehr freundliches, zutunliches Echo. Ich war an einen Herrn aus Dresden geraten. Er schreibe selbst, teilte er mir auf eine Privatmail mit. Naja, dachte ich noch so bei mir, wer weiß, wer weiß. Dass er literarische Kompetenz besitzt, war mir schon deutlich. Er hätte lieber telefonisch mit mir weiterverhandelt, erklärte er mir noch, aber ich wollte das nicht. Er nannte mir seinen Namen und ich googelte herum. Es ist ein Autor mit wirklich beachtlicher Produktion. Ich habe mir gleich ein Buch von ich besorgt. „Am Ende war alles Musik“, zwei Musiknovellen über Clara Wieck und Johannes Brahms. Gut geschrieben, einfache klarer Stil, unprätentiös, aber gerade darum beeindruckend und überzeugend und von großem Gedankenreichtum. Einfühlsam hat er sich in seine Protagonisten versetzt.
Das tat ich ihm auch kund und dann gab es doch einen – von mir allerdings nicht so geschätzten – Telefonkontakt. Eine gemütliche sächsische Stimme.
So ist das manchmal, der Einzige, der selbst literarisch arbeitet, gilt als Banause im Forum der Literaturfreunde. Herrlich.

Mittwoch, 7. Januar 2009

Riesenrad

>Riesenrad

Das ist das schöne große Riesenrad, mit dem ich mutig und tapfer auf dem Weihnachtsmarkt gefahren bin. Eigentlich "passt" das nicht mehr für mein Alter. Ich fand es aber so lustig, obwohl der Wind „da oben“ eiseskalt war. Außerdem kam mir – aus gegebener Situation – andauernd die Verszeile in den Sinn „Der Hut flog mir vom Kopfe“ und ich verschwesterte mich – so als befände ich mich bei einer wirklich gefährlichen Mission - mit der in der Gondel neben mir sitzenden jungen Frau.
Alles das hing damit zusammen, dass ich einen sitzen hatte von zwei Glühweinen. Auch eine Currywurst befand sich schon in mir. Umso erfreulicher, dass mir überhaupt nicht schlecht war. Es stellte sich das aus solchen Situationen schon Gewohnte ein: Ich fragte mich, während wir da oben durch die erleuchtete Finsternis schleuderten, welcher Deibel mich geritten hat, diese Fahrt zu machen. Und als wir unten war, wurde ich euphorisch und fühlte mich richtig gut.
So ist das alles.
Was bedeutet das fürs Neue Jahr? Nichts, als eine hübsche Erinnerung an das alte Jahr.

Mittwoch, 24. Dezember 2008

Weihnachtswünsche

Ich wünsche mir, dass die Leute angesichts der kommenden Probleme nicht vergessen, dass sie Menschen sind.

Ich selbst wünsche mir - wie immer - mehr Beständigkeit und Gelassenheit.
Das ist zugegeben nicht gerade sehr tiefsinnig, aber ich möchte es trotzdem in mein öffentliches Tagebuch schreiben.

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Rattenplagen

Vor einigen Tagen kam mir an der Straßenbahnhaltestelle eine Dame entgegen, die mich entsetzt ansah. Erst bei näherem Hinsehen erkennte ich, dass sie eher entsetzt an mir vorbeisah. „Eine Ratte“, erklärte sie auf meinen fragenden Blick hin und wies auf den Gehweg hinter mir. Ich sah mich um, aber da war sie schon weg.
Erst nach einer Weile traute sich das scheue Tier wieder hervor. Ziemlich unängstlich. Ich erzählte meinem Mann davon. Der meinte, er habe im Umfeld unseres Hauses auch schon einige der Tiere gesehen. Und – seit einigen Tagen sind die bekannten roten Warnhinweise mit der Aufschrift Rattengift an allen Haustüren zu sehen.

Mir fiel der Beginn von Albert Camus „Die Pest“ ein. Da kommen vor der Epidemie ja auch die Ratten erst einmal aus der Kanalisation. Martin Kannegießer – der Präsident Gesamtmetall - verstieg sich bei der letzten Sendung von Anne Will – angesichts der kritischen Anmerkungen von Jutta Ditfurth auch zu der Bemerkung: Jetzt kommen sie aus allen Löchern. Das mit der Ratte ist offensichtlich ein Bild, das in diese Zeiten passt.

In Berlin hat die Rattenplage auch gleich noch eine politische Ratte aufgescheucht und zu sehr kreativen Vorschlägen gebracht.
Es wäre doch gut, wenn sich arme Leute - zum Beispiel Hartz IV-Empfänger – neben der Tätigkeit des Flaschensammelns - auch dem Rattenfängerwesen zuwendeten. Sie könnten ja pro Ratte 1 Euro bekommen.
Naja, ein Zyniker eben, der gemeint hat, er drückt die Meinung seiner politischen Freunde aus. Die denken so etwas sicherlich auch hin und wieder, aber sie würden das nie so sagen und deshalb kann man jetzt die berühmten Weltmeisterschaften im „Zurückrudern“ bewundern.

Der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus missbilligt die Äußerungen seines Parteifreundes zutiefst, ist ja klar. Sie sind doch nicht zu ratten, pardon zu retten – diese Politiker.

Dienstag, 16. Dezember 2008

Eine schöne Lesung

Eine schöne Lesung

Es ist schon einen Monat her, aber es war so klasse. Meine Lesung bei EWA. Es war zwar eine öffentliche Veranstaltung, aber ich habe auch privat dafür ordentlich Reklame gemacht. Und so waren wir eine ziemliche Runde.
Ich kann gut vortragen, habe Sinn fürs timing und sie haben Tränen gelacht. Rita, die bei EWA diese Veranstaltungen managt, hat, wird mich auch im nächsten Jahr wieder einplanen.

Rückkehr des Zorns

"Der Mensch ist nicht gut. Die Gesellschaft verfolgt und bedroht die Armen, (...) Kein Wunder, dass ich jedesmal, wenn ich die Politiker im Scheinwerferlicht weise Sprüche klopfen höre, Lust habe sie zu ohrfeigen. Ob sie vom Krieg reden, von den Steuern von der Geldentwertung oder den Arbeitslosen, sie lügen mit dem einzigen Ziel, ihr auf Diebstahl gegründetes System zu bewahren. Und für dieses schmutzige Geschäft verkleiden sie sich (...) sprechen mit milder Stimme, schwitzen aber vor Angst um ihren guten Platz. Unmöglich, ihnen auch nur ein Wort zu glauben".

Als ich das heute las, fiel mir ein, dass in einer angekündigten Kultursendung die Rückkehr eines lange vermissten Lebensgefühls gewürdigt werden sollte. Das des Zorns.

Wieso Rückkehr? Die Medien konstatieren immer nur Zustände, die sie selbst widerspiegeln. In diesen Tagen sind auch die Medien Grund und Gegenstand des Zorns. Sie wählen aus, sie entscheiden in Komplizenschaft mit denen, die sie für am Mächtigsten halten, was auf die öffentliche Agenda soll und was nicht. Und vor allem, wie etwas öffentlich behandelt wird.
Wenn sie ein Thema nicht aufgreifen, verschwindet es. Öffentlicher Zorn wurde in den letzten Jahren als albernes Stemmen gegen den Strom der Zeit, als unmodern und lächerlich abqualifiziert. Jetzt ist er also wieder da

Das Zitat von oben aber ist alt. Es stammt von Claire Goll, stammt aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg und spielt auch noch in Frankreich. Es ändert sich nicht viel in der Politik.

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Zuletzt aktualisiert: 12. Apr, 12:18

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