Kunst und Kultur

Donnerstag, 10. August 2006

Jenny Gröllmann

Jenny Gröllmann ist gestorben - das geht mir nah. Sie war eine von der wirklich guten Schauspielergarde der ehemaligen DDR.
Der Medienhype um diesen Film "Das Leben der Anderen", den ihr verflossener Ehemann Ulrich Mühe mit den Beschuldigungen gegenüber seiner ehemaligen Frau, noch verstärkt hat, hat mich so abgestoßen, dass ich mir den Film nicht angesehen habe. Mir genügt, was Anke Westphal in der „Berliner Zeitung“ dazu geschrieben hat.

Dass seine ehemalige Frau schwer krank war, wusste Mühe, und sicherlich ist er nicht schuld an ihrem Tod, aber er hat überhaupt keine Rücksicht auf sie genommen. So ist sie in die Mühlen einer PR-Maschine geraten, die am Ende genauso vernichten kann, wie der Repressionsapparat der Vergangenheit.
Immer mal wieder fragt man sich, wer in diesem Lande die großen Kessel am Kochen hält, wer die Themen setzt, wer bestimmt, was nicht verhandelt wird, wer bestimmt, was groß rauskommt. Natürlich geht es nicht so zu, wie früher bei der Abteilung Agitation und Propaganda beim ZK der SED, viel subtiler.
Aber ich merke, dass ich auch abirre, denn von Jenny Gröllmann schreibe ich auch fast nichts. So wie in allen Nachrufen natürlich diese Geschichte immer wieder aufkommt. Auch ich mache sie zum sie zum Objekt für andere Fragen. Ich bin eine treue Dienerin des Medienbetriebs.

Mittwoch, 26. Juli 2006

Wagneriade

Gestern ein Bericht über die Bayreuther Festspiele mit dem üblichen Promiauftrieb. Das ist ja nichts Neues. Sie eröffnen mit einer älteren Inszenierung vom Fliegenden Holländer.
Daraus gab es einige Szenenbilder, bei deren Anblick mich sofort Lachzwang überfiel.
Da sieht man zwei alte Knacker in einer Dekoration stehen, die aussieht wie aus dem Ohnesorg Theater, zum Beispiel für eine Klamotte wie „Tratsch im Treppenhaus“. Und die singen nun in Kapitänsuniform nebeneinander her, man sieht schon, dass die sich nicht leiden können.
Das Konzept der Inszenierung sieht die ganze Geschichte als Sentas Traum – Freudscher Firlefanz also. Der Vater und der Fliegende Holländer sind die gleiche Figur in Sentas Projektionswelt oder so ähnlich. Bitteschön, aber muss es deshalb so miefig aussehen?

Neugierig geworden suchte ich mir alte Rezensionen. Und wurde fündig.
„Verwunderlich (...), warum Sentas Begegnung mit ihrem ödipalen Geist so steif und bieder, ohne gefährlich inzestuöse Nähe abläuft, schreibt der Rezensent in der „Zeit“. Nich’ mal richtig Krawall also. Der Rezensent fühlte offensichtlich ebenfalls seinen Sinn für Humor herausgefordert: „John Tomlinson verwechselt als Holländer ein ums andere Mal Dämonie mit Kraft. Er profiliert sich als Sängerdarsteller-Haudegen, der noch den letzten verzweifelten Ringkampf mit dem Treppengeländer sucht.“ so eine Perle dieser Rezension.

Wagner ist was für den Bourgeois – ob als Großfamilie wie der ganze Wagnerclan oder für den Kleinbürger - der bestätigt kriegt, dass sich die größten Dramen in seiner Wohnstube abspielen, wenn auch nur als Kleinmädchenfantasie im Matrosenkleidchen. Eine Freudsche Fehlleistung – der ganze Wagnerscheiß. Bald wird es heißen, das „Rheingold“ ist auch nur eine Verbildlichung des allgegenwärtigen kleinbürgerlichen Neidkomplexes. Motto: „Was nützt dem Alberich das Gold, wen er sich einen runterholt.“. Na, is doch wahr.

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Zuletzt aktualisiert: 12. Apr, 12:18

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