Dienstag, 20. Mai 2008

Die Heinersdorfer Moschee

Sie werden bald Einweihung feiern an der stillen Tiniusstraße. Die liegt auf der anderen Seite der breiten Autobahnauffahrt, auf die wir blicken. Und von der großen Kreuzung Prenzlauer Promenade sieht man sie schon - die Kuppel der Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde.

Ich habe mit gemischten Gefühlen den Streit um diese Moschee verfolgt. In Pankow, zu dem Heinersdorf gehört, haben sie den Bau sehr schnell genehmigt. Dann haben die Bürger sich gegen die Moschee gewandt und wurden - weil das Ganze im Osten spielt - sofort als rassistischer bornierter Bürgermob beschimpft. Die Ahmadiyya Gemeinde ist eigentlich die toleranteste und offenste "Abteilung" innerhalb des Islam, sagen Experten.
Aber die Heinersdorfer wollten keine Moschee, auch nicht in der stillen Tiniusstraße - das beklagen die Soziologen, die ihre Forschungen betreiben und die Heinersdorfer Bürger in verschiedene Kategorien einteilen: Die Bornierten, die Ängstlichen, die Gleichgültigen, die Profilneurotischen, die dezidiert Ausländerfeindlichen und letztendlich: die Weltoffenen (meist Zugezogene).

Die Moscheegegner haben auf der Website von Ahmadiyya einen Beitrag ausfindig gemacht, der den Genuß von Schweinefleisch als Ursache für Homosexualität nennt, die auch in dieser "gemäßigten Abteilung" als verwerflich gilt. Nachdem sie das ordentlich skandalisiert haben, nahm die Gemeinde diesen Beitrag von der Seite.

Wie auch immer: die Heinersdorfer werden sich dran gewöhnen müssen. Ich fände es schön, wenn die Gemeinde hier reinwächst. Vor einem halben Jahr haben sie, die bis jetzt noch in Reinickendorf in einem Einfamilienhaus residieren, die Frauen aus Pankow eingeladen. Sie haben - sehr nachdrücklich und ängstlich mehrfach darauf hingewiesen, dass diese Einladung - bitte, bitte - nur für Frauen gedacht ist. Mir fiel bei dieser Gelegenheit ein, dass die Fundamental-Feministinnen, die Anfang der 90er hier zuerst auftauchten, allen Frauen eingeschärft haben, dass Männer in einem Frauenprojekt und bei Frauenveranstaltungen nichts zu suchen haben. Also auch nur für Frauen.
Die Ostfrauen hat das immer amüsiert oder auch geärgert. So ändern sich die Zeiten.

Im Westberliner Charlottenburg wollte der Inssan-Verein auch eine Moschee bauen. Dort gab es erst ein o.k. und nachdem sich die Bürger (diesmal kein Bürgermob) gegen die Pläne gestellt haben, wird behauptet, die Baugenehmigung könne - aus verschiedenen Gründen - nun doch nicht erteilt werden. Das mag ja alles stimmen, aber mir fällt doch auf, dass sie im Westen einfach geschickter sind, wenn es um Entscheidungen geht, die in der Öffentlichkeit aufmerksam beobachtet werden. Aber die Toleranz-Polizei hat auch sie schon beim Wickel. Mir fällt deren selbstgerechter Ton genau so auf den Wecker wie der feindselige Ton der Moscheegegner. Einer der ersten, der sich auf die Seite der Gegner stellte war ein gewisser Friedbert Pflüger von der CDU. Der hat ganz Berlin mit seiner Pro-Tempelhof-Initiative im Atem gehalten. Gott Sei Dank ist er gescheitert.

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