Es ist schon einen Monat her, aber es war so klasse. Meine Lesung bei EWA. Es war zwar eine öffentliche Veranstaltung, aber ich habe auch privat dafür ordentlich Reklame gemacht. Und so waren wir eine ziemliche Runde.
Ich kann gut vortragen, habe Sinn fürs timing und sie haben Tränen gelacht. Rita, die bei EWA diese Veranstaltungen managt, hat, wird mich auch im nächsten Jahr wieder einplanen.
"Der Mensch ist nicht gut. Die Gesellschaft verfolgt und bedroht die Armen, (...) Kein Wunder, dass ich jedesmal, wenn ich die Politiker im Scheinwerferlicht weise Sprüche klopfen höre, Lust habe sie zu ohrfeigen. Ob sie vom Krieg reden, von den Steuern von der Geldentwertung oder den Arbeitslosen, sie lügen mit dem einzigen Ziel, ihr auf Diebstahl gegründetes System zu bewahren. Und für dieses schmutzige Geschäft verkleiden sie sich (...) sprechen mit milder Stimme, schwitzen aber vor Angst um ihren guten Platz. Unmöglich, ihnen auch nur ein Wort zu glauben".
Als ich das heute las, fiel mir ein, dass in einer angekündigten Kultursendung die Rückkehr eines lange vermissten Lebensgefühls gewürdigt werden sollte. Das des Zorns.
Wieso Rückkehr? Die Medien konstatieren immer nur Zustände, die sie selbst widerspiegeln. In diesen Tagen sind auch die Medien Grund und Gegenstand des Zorns. Sie wählen aus, sie entscheiden in Komplizenschaft mit denen, die sie für am Mächtigsten halten, was auf die öffentliche Agenda soll und was nicht. Und vor allem, wie etwas öffentlich behandelt wird.
Wenn sie ein Thema nicht aufgreifen, verschwindet es. Öffentlicher Zorn wurde in den letzten Jahren als albernes Stemmen gegen den Strom der Zeit, als unmodern und lächerlich abqualifiziert. Jetzt ist er also wieder da
Das Zitat von oben aber ist alt. Es stammt von Claire Goll, stammt aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg und spielt auch noch in Frankreich. Es ändert sich nicht viel in der Politik.